Trio infernal am Hindukusch

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Ganz ohne Rücksprache mit ihrer Partei reisen ein paar FPÖ-Herren durch die Welt und landen zufällig im Kabul der Taliban. Es gefällt ihnen sehr gut dort, der Empfang ist freundlich, sogar der „Außenminister“ der Islamofaschisten Mawlawi Amir Khan Muttaqi gibt sich die Ehre. Na ja, ist ja auch nicht die FPÖ-Ortsgruppe Niederhochspeib am Kotzkogel, die da im fernen Afghanistan aufgeschlagen ist. Andreas Mölzer, grau(bärtig)e Eminenz und Schatten-Chefideologe der Freiheitlichen, Dr. Johannes Hübner, Ex-Abgeordneter zum Nationalrat, Ex-Bundesrat, Ex-ORF-Stiftungsratsmitglied und überhaupt Ex… sowie der Antiquitätenhändler Ronald F. Schwarzer – das macht schon was her. Kein Wunder, dass auf Ex-Twitter, jetzt X (nicht Ex!), der stellvertretende PR-Verantwortliche des Taliban-Außenministeriums, Hafiz Zia Ahmad, beglückt schreibt: „Mr Yohannes“ bedaure es sehr, dass die derzeitige Regierung Afghanistans, die nach vier Jahrzehnten voller Konflikte umfassende Sicherheit geschaffen habe, noch nicht anerkannt worden sei. Aber die Rettung ist nah – die drei FPÖ-Weisen aus dem Abendland würden sich schon ein eigenes Bild von der Lage im Land machen …

Was wie eine Posse, frei nach Karl May, klingt, ist allerdings ernster zu nehmen, als es auf den ersten Blick aussieht. Lassen wir dahingestellt, ob es sich hier um eine Privatinitiative Mölzers handelt oder nicht. Unbestritten ist seine Rolle in der FPÖ und seine Funktion als inoffizielles ideologisches Sprachrohr nach außen. Hübner wiederum ist kraft seiner Funktion in der FPÖ-Parteiakademie auch kein kleines Licht – seine Meinung zählt durchaus. Schwarzer wiederum scheint über angebliche Kontakte zum deutschen Antaios-Verleger Götz Kubitschek ein Bindeglied Richtung Identitäre zu sein.

Tatsächlich haben sich die Identitären, genauso wie andere Faschisten in anderen Ländern, nach dem militärischen Sieg der Taliban durchaus positiv zu den neuen Herren in Kabul geäußert. Das ist eigentlich nur logisch: der institutionalisierte Frauenhass samt Bildungsverbot für Mädchen, die Verfolgung von Homosexuellen oder Transgender-Personen, die Verfolgung jeder abweichenden Meinung passt hervorragend ins Weltbild der „Neuen Rechten“. Wo diese Leute in Österreich und Deutschland gleich kriegerische Reconquista-Sprechchöre anstimmen, wenn sie einer Frau mit Kopftuch ansichtig werden, sind sie vom terroristischen Antifeminismus der Taliban entzückt, wenn er sich am Hindukusch abspielt. Genau das ist das Gesicht des verlogenen „Ethnopluralismus“ der „Neuen Rechten“, der Bündnisse mit den reaktionärsten islamistischen Regimes ermöglicht:

„Mit dem Begriff Ethnopluralismus wird ein Weltbild der Neuen Rechten bezeichnet, deren Vertreter eine kulturelle Homogenität von Staaten und Gesellschaften nach ‚Ethnien‘ anstreben. Dabei definieren manche Vertreter der Neuen Rechten ‚Ethnien‘ nicht nach ihrer Abstammung, sondern nach ihrer Zugehörigkeit zu einer ‚Kultur‘, um so ‚Einheimisch‘ von ‚Fremden‘ zu unterscheiden (Diskriminierung). Die unterschiedlichen Ethnien teilen nach ihnen eine gemeinsame kollektive Identität, die vor allem aus deren Geschichte herrührt. Einflüsse der als ‘fremd’ betrachteten Gesellschaften werden als Gefährdung der ‚eigenen Identität‘ verstanden; Fremdenangst gilt als natürliche Reaktion darauf“.(Wikipedia)

Das ist aber nur die eine Seite der Medaille. Die Kabul-Reise der inoffiziellen FPÖ-Delegation ist vor dem Anspruch Herbert Kickls auf die „Volkskanzlerschaft“ zu sehen. Die Freiheitlichen bereiten sich auf eine Regierungsbeteiligung vor – egal, in welcher Konstellation. Wenn jetzt „honorige“ österreichische Politiker (oder was man in diesen Kreisen so honorig findet) den Taliban den Persilschein von Ruhe und Ordnung ausstellen und auch noch behaupten, sie hätten mit „Einheimischen“ beiderlei Geschlechts gesprochen, und die seien eh ganz zufrieden, kündigt das einen massiven geplanten Angriff auf das Asylrecht an. Mit solcher „Expertise“ in der Hinterhand wäre es für politisch, sexuell oder religiös Verfolgte aus Afghanistan so gut wie unmöglich, bei österreichischen Behörden einen Asylantrag durchzubringen.

Also – nicht einfach kopfschüttelnd zur Tagesordnung übergehen! Auch scheinbar skurrile Vorkommnisse haben ihren bitter-ernsten Kern. Die Liebedienerei der Mölzer, Hübner & Co. vor den islamofaschistischen Taliban ist nur ein weiterer Grund, warum die FPÖ gestoppt werden muss. Von Simmering bis zum Hindukusch.