Korrespondentinnenbericht aus Valencia: „Das Krisenmanagement durch die Regionalregierung ist ein einziges Chaos“

Genossen, wir sind immer noch weit davon entfernt, die tatsächlichen Ausmaße der menschlichen Tragödie zu kennen, die die Überschwemmungen im Land Valencia begleitet haben. Es wurden bereits über 200 Leichen gefunden, aber man weiß, dass eine große Anzahl sich noch in den Hunderten von Autos befindet, die auf den Straßen von den Fluten mitgerissen wurden, sowie in vielen Kellern, die noch nicht abgepumpt werden konnten – insbesondere in einem großen Einkaufszentrum. Das Krisenmanagement durch die Regionalregierung ist ein einziges Chaos, und seit gestern hat die Zentralregierung beschlossen, mehr als 10.000 Soldaten zu entsenden, um bei den Bergungs- und Rettungsarbeiten zu helfen. Heute Morgen wurde die Zahl der Vermissten auf mehr als 2.000 geschätzt. Hier haben wir alle Verwandte, Freunde und Bekannte, die ihre Häuser und Autos verloren haben oder vermisst werden.

Trotz der allgemeinen Bestürzung gehen Tausende Menschen, vor allem junge Leute, jeden Tag zu Fuß in die betroffenen Dörfer (es gibt keine Verkehrsmittel, und die stark beschädigten Zufahrtsstraßen sind den Rettungskräften und der Feuerwehr vorbehalten). Sie bringen Lebensmittel und Wasser und versuchen, bei der Reinigung der Häuser zu helfen. In den Zeitungen habe ich gelesen, dass von UGT und CCOO [sozialdemokratisch bzw. kommunistisch orientierte Gewerkschaftendie Redaktion] sowie von „Compromís“ (einer Partei, die aus der Zusammenarbeit der Kommunistischen Partei Spaniens mit dem „gemäßigten“ Nationalismus hervorgegangen ist) organisierte Brigaden unterwegs sind. Unser Casal (Anmerkung unten!) und die Gewerkschaft COS haben sich mit dem Netzwerk der Casals in der Stadt koordiniert und heute ebenfalls Nahrungsmittel und Wasser in ein von der Flut schwer getroffenes Arbeiterquartier gebracht. Es ist geplant, dass heute Abend oder morgen ein Bus mit Gewerkschaftsmitgliedern aus Barcelona kommt, um in der Katastrophenzone zu helfen. Wir haben unsere Häuser der COS zur Unterbringung dieser Genossen zur Verfügung gestellt.

Die Situation erfordert viel Schnelligkeit und Koordination, doch außer uns (IKC) hat niemand daran gedacht, die Brigaden aller Arbeiterorganisationen zu zentralisieren, um ihre Arbeit effektiver zu gestalten. Dabei wäre dies nicht unmöglich gewesen, da es bereits Kommunikationsnetzwerke gibt, die zum Beispiel für die Mobilisierungen am 1. Mai genutzt werden.

Die Wut über das kriminelle Krisenmanagement der aktuellen Regionalregierung (ausschließlich PP, da VOX die Regierung im Juli verlassen hat) hat bereits zu einer Demonstration am 9. des Monats aufgerufen – unter dem Motto „Rücktritt von Mazón“. Wir werden mit einer aktualisierten Version unserer gestrigen Erklärung teilnehmen, deren politisches Hauptanliegen im letzten Absatz formuliert ist: Einheitsfront zur Absetzung der kriminellen Regierung und zur klassenorientierten Bewältigung der Situation.

Ein Beispiel für das kriminelle bürgerliche Krisenmanagement der Regierung Mazón: Noch bis gestern weigerte man sich, die Masse der Freiwilligen zu organisieren. Heute hat einer der ersten vom Staat organisierten Busse ziviler Freiwilliger die Menschen zur Hilfeleistung…in ein Einkaufszentrum gefahren! Die Leute weigerten sich empört, den Bus zu verlassen.

Korrespondentin IKC (Valencia), 2.11.2024

Anmerkung:

Aus der Selbstdarstellung des Casal: Das Arbeiter- und Volkszentrum (Casal Obrer i Popular) im Viertel Olivereta-Nou Moles in Valencia ist ein Raum, der der Förderung und Unterstützung aller Arten von Aktivitäten zur Solidarität, Bewusstseinsbildung, Kultur und Organisation der Arbeiterklasse gewidmet ist.

Das Projekt entstand aus der Zusammenarbeit verschiedener Arbeiter- und Basisorganisationen sowie zahlreicher Einzelpersonen, die sich dem Kampf gegen das materielle und moralische Elend verschrieben haben, in das uns das kapitalistische System führt. Ebenso setzen sie sich für die Verteidigung der sprachlichen, kulturellen und nationalen Rechte unseres Volkes und aller unterdrückten Völker weltweit ein.