Glaubt man den rot-weiß-blauen Großkampf – pardon: Wahlkampfplakaten der FPÖ (denn deren “Volks”kandidat ist ja der heldisch starrende Bertl), dann soll man “Aufstehen für Österreich”, denn “Die Heimat braucht dich jetzt”. Und überhaupt – das “Volk” ist überall präsent, und die Heimat ruft aus allen Ecken und Enden. Nach dem Bertl? Wirklich?
Wahr ist vielmehr: Herr Hofer ist der Mann, den die Reichen jetzt brauchen, und offenbar müssen viele Berufstätige und Arbeitslose, die aus Protest gegen das bestehende politische System bei den bisherigen Wahlgängen (vielleicht gibt’s ja noch ein paar, bis die Strache-Partie zufrieden ist?) Hofer gewählt haben, nicht “aufstehen”, sondern aufwachen, um zu erkennen, wofür der beredte Bursche steht.
Wir haben uns schon vor den Wiener Gemeinderatswahlen mit dem Mythos von der “Sozialen Heimatpartei” auseinandergesetzt, dieses Flugblatt kann man hier herunterladen, es ist nach wie vor aktuell. Wir wollen nur ein paar Highlights aus den vergangenen Jahren aufzeigen, an denen man unschwer erkennen kann, in wessen Lager die FPÖ wirklich steht:
Es lebe der Zinsgeier!
2011 wollte die FPÖ die Beseitigung der seit 2010 geltenden Beschränkungen der Maklergebühren auf höchstens zwei Monatsmieten durchsetzen. Warum?
„Die Änderungen sind für viele Immobilienmakler existenzbedrohend und haben mittlerweile auch zu erheblichen Umsatzeinbußen in der Branche geführt.“
Hü und Hott, wenn’s um Privilegien der G’stopften geht!
In der Sitzung des Finanzausschusses vom 13. Februar 2014 stimmte die FPÖ gegen eine Vielzahl von Bestimmungen, die Reiche und Superreiche getroffen hätten. Die Parlamentskorrespondenz Nr. 104 vom gleichen Tag berichtet:
“Abgeordneter Hubert Fuchs (F) kritisierte, dass Unternehmen beim Gewinnfreibetrag Realinvestitionen vorgeschrieben werden, obwohl der Gewinnfreibetrag der Gleichstellung mit Unselbstständigen diene, denen nicht vorgeschrieben werde, wofür sie ihr Weihnachts- und Urlaubsgeld verwenden”.
Klingt ein bisschen zynisch, oder? Aber man kann den Freiheitlichen nicht vorwerfen, dass sie keinen Blick für die echten Sorgen der kleinen Leute haben: die Parlamentskorrespondenz protokolliert:
“Einen FPÖ-Entschließungsantrag zugunsten des Reitsports, den die Antragsteller mit dem Hinweis auf finanzielle Belastungen durch die neue Umsatzsteuerpflicht für das Einstellen von Pferden bei Bauern begründeten, vertagte der Ausschuss mehrheitlich”.
Klar, da muss man drauf schauen, dass der Simmeringer Hackler sein Ross steuerbegünstigt unterstellen kann, net wahr?
Vermögenssteuern sind “asozial”, außer in Wahlkampfzeiten
Am 13. Oktober 2012 verlautete H.C. Strache, Schutzpatron des kleinen Mannes (aber nicht der kleinen Frau? Das wäre vermutlich “Genderwahnsinn”) per APA-Aussendung.
“’Vermögensbezogene Steuern, wie heute von Bundeskanzler Faymann am SPÖ-Parteitag gefordert, sind absolut ungerecht und asozial’, betonte der freiheitliche Bundesparteiobmann Heinz-Christian Strache. ‘Vermögenssteuern sind ein Diebstahl an den arbeitenden Menschen, da diese nochmals bereits versteuertes Einkommen und langfristige abbezahlte Kredite für Immobilien versteuern sollen’, so Strache.
Am 7. Dezember 2015 antwortete ein geifernder Strache dann auf seiner Facebookseite auf einen Eintrag, in dem gefragt wurde, warum denn die Effen gegen Vermögenssteuern seien:
“Welchen Unsinn schreiben sie hier? Genau das Gegenteil ist der Fall! Wieder so ein linkes Fake-Profil”.
Der fesche Karl-Heinz tritt auf den Plan
Unser volkstümlicher Bertl ist bekanntlich stolz darauf, dass “die Elite” nicht in seinem Lager steht – wen immer er damit auch meinen mag. Einer, der also nicht elitär ist, hat jetzt endlich seinen Senf zur 3. Runde abgegeben: Karl-Heinz Grasser (für ihn gilt natürlich die Unschuldsvermutung!), der nach jahrelangen Ermittlungen nun wegen massiver Korruptionsvorwürfe demnächst angeklagte ehemalige Finanzminister und Jörg-Haider-Bube.
“Van der Bellen hat sicher Qualitäten, aber Hofer hat das bessere Alter und scheint das Amt lebendiger interpretieren zu wollen”.
Na, wenn das der Autotandlersohn aus Kärnten sagt, wird’s schon stimmen.
“Und am Kai geht Mackie Messer, der von allem nichts gewußt”…
…heißt es in Brechts “Dreigroschenoper”. Leicht abgewandelt: Und um’s Eck geht H.-C. Strache, der von allem nichts gewusst. Korruption? Freunderlwirtschaft? Hypo-Alpe-Adria? Der rechtschaffene Zahntechniker hat vermutlich immer gerade in irgendeine aufgerissene Gosch’n geschaut, wenn was passiert ist.
Am 6. September 2011 gibt Strache der “Presse” gegenüber bekannt:
“FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache übt im Zuge der Telekom-Affäre Distanz zur früheren freiheitlichen Regierungsmannschaft. ‘Meine heutige FPÖ hat nicht das geringste mit diesen Machenschaften zu tun’, beteuerte er am Dienstag. Bereits zu schwarz-blauen Zeiten seien ‘Gerüchte’ kursiert, weswegen man sich schließlich politisch getrennt habe. ‘Die heutige FPÖ hat sich 2005 von diesem schüssel’schen Ungeist befreit’, so Strache. ‘Unter meiner Führung gibt es keine Korruption, keine Freunderlwirtschaft’. Alle Versuche, die ‘heutige FPÖ in diese damaligen Machenschaften hineinzuziehen’, würden ‘völlig ins Leere’ gehen”
Immerhin war Strache ab 2004 Mitglied des FPÖ-Bundesparteivorstandes, und Haider liebäugelte vor seinem Rückzug nach Kärnten damit, seiner Schwester Ursula Haubner den geschmeidigen Wiener Landesvorsitzenden als Stellvertreter anzudienen. Aber 2005 kam es dann zum Zerwürfnis zwischen FPÖ und BZÖ…
Die Liste der blauen Widersprüche – hie “soziale Heimatpartei”, da Klassenpartei der Kapitalisten, Abräumer und Glücksritter – lässt sich fortsetzen, und wir werden das auch tun. Denn es ist bitter notwendig, der infamen Lüge von der “neuen Arbeiterpartei FPÖ” entgegenzutreten. Damit enttäuschte Arbeiterinnen und Arbeiter nicht mehr glauben, dass sie von den feinen Burschen mit ihren Kornblumen etwas zu erwarten hätten.