… aber die sozialen Auseinandersetzungen gehen weiter
Am 5. Mai haben die streikenden Arbeiter bei Tyrolit San Luis einen Sieg erringen können: Die Geschäftsführung musste einer Lohnerhöhung von 35 % zustimmen und die Kündigung von 15 Kollegen nach einer Zwangsschlichtung zurücknehmen. Ein einmonatiger Streik war diesem – für die Arbeiter günstigen – Ergebnis vorausgegangen.
Kampflos wollte das Tyrolit-Management aber nicht nachgeben: Den Mitgliedern des Streikkomitees bzw. Betriebsräten wird mit Schadenersatzklagen gedroht. Das ist eine Form der Repression gegen Arbeitskämpfe in Argentinien, die sich in den letzten Jahren immer stärker durchgesetzt hat.
Das ist auch einer der Gründe, warum die Kollegen bei Tyrolit San Luis an den großen Mobislierungen der Arbeiterinnen und Arbeiter immer solidarisch teilgenommen haben – auch an der jetzigen landesweiten Protest- und Streikwelle, die von der Gewerkschaft der Transportarbeiter ausgegangen ist.
Die Regierung von Cristina Kirchner tut alles, um den Unternehmern bei der Eindämmung der kämpferischen Arbeiter beizustehen.
Sojero de Belgrado, ein Mitglied des Streikkomitees bei Tyrolit, erklärte uns, dass gut die Hälfte der argentinischen Arbeiterinnen und Arbeiter weniger als 5.500 Pesos (ungefähr 540 EUR) im Monat verdienen.
Dementsprechend war die Empörung bei den Arbeitern groß, als die Metallergewerkschaft (die aus der peronistischen Tradition kommt) zuletzt einem Lohnabschluss von 27 % zustimmte – der Zielvorgabe der Regierung und der Unternehmer.
Zugleich drohen Massenentlassungen in sogenannten “unrentablen” Betrieben – im Klartext: Die Löhne sollen weiter gedrückt und die aktivistischen Kader aus den Betrieben gesäubert werden.
Bei nationalen Streiktag am 9. Juni blockierten Arbeiterinnen und Arbeiter, Gewerkschafter und Vertreter der Arbeiterorganisationen unter anderem die zentralen Zufahrtsstraßen zur Hauptstadt Buenos Aires. In der ersten Reige der Blockade standen die Arbeiter von Worldcolor, die gegen 280 Entlassungen kämpfen; Delegierte von Kraft, Donnelley, Lear, Kraft, Pepsico, Cadbury (Kraft Victoria), Printpack, Siderca und anderer Betriebe in der nördlichen Region des Landes, die gegen Betriebsstillegungen, Massenkündigungen und Einschnitte bei den Sozialleistungen kämpfen.
Am kommenden Samstag werden sich die Kollegen von Tyrolit an einer Aktion in Bueons Airese beteiligen (wir werden berichten).
Solidarität in Österreich – wie weiter?
Auf Grund der schlechten Informationslage konnten wir leider erst (zu) spät mit der Solidaritätsarbeit beginnen – zu Ende ist sie aber noch lange nicht. In einer Presseaussendung von Tyrolit vom 13. Februar 2015 heißt es: “Mit rund 602 Millionen Euro wurde ein Rekordumsatz in der fast einhundertjährigen Unternehmensgeschichte erzielt und erstmals die 600 Millionen Euro-Marke durchbrochen. ‘Wir hatten ein gutes Jahr 2014 und liegen vom Umsatz in allen vier Geschäftsbereichen über dem Vorjahr. Auch für das Geschäftsjahr 2015 sind wir zuversichtlich’, kommentiert Dr. Christoph Gerin Swarovski, Mitglied der Geschäftsführung der TYROLIT Gruppe, das Geschäftsjahr 2014”.
Der Streik bei Tyrolit Argentinien hat ein grelles Schlaglicht auf die Praktiken eines österreichischen “Vorzeigebetriebes” in einem vom Imperialismus dominierten Land geworfen. Dieses Beispiel sollte zunächst einmal den Blick dafür schärfen, dass österreichische Kapitalisten, wo immer sie können, tatkräftig im Chor der “großen” Imperialisten mitmachen.
Zugleich hat sich gezeigt, dass es dringend notwendig ist, die Kontakte mit den Kolleginnen und Kollegen in den ausländischen Niederlassungen österreichischer Konzerne aufzubauen, um gegebenenfalls rasch auf Auseinandersetzungen reagieren zu können.
Da immer wieder Kollegen von Tyrolit Schwaz nach Argentinien geschickt werden, um dort Maschinen zu warten oder an Schulungen teilzunehmen íst es sich nach wie vor sinnvoll und notwendig, die Kolleginnen und Kollegen in Schwaz über die Arbeits- und Lebensbedingungen ihrer Klassenbrüder- und schwestern in San Luis zu informieren.
PROGE und GPA-DJP sind ebenso wie der Betriebsrat dazu aufgerufen, diese Aufklärungsarbeit zu unterstützen.