Es überrascht, dass ausgerechnet die Grünen in die eigene Sexismusfalle getappt sind. 2012 wurde von der Wiener Stadtregierung die Werbewatchgroup eingerichtet. Bei der Gründung wurde wohl im (Alb-)Traum nicht daran gedacht, dass es einmal notwendig sein würde, eine Wiener Regierungspartei verurteilen zu müssen.
Genau das ist jetzt passiert. Das Gesicht des grünen Nationalratsabgeordneten Julian Schmid – einer breiteren Öffentlichkeit erst vor wenigen Wochen durch ein Sommerloch füllendes und von ihm selbst in einem sozialen Netzwerk gepostetes Oben-ohne-Foto bekannt geworden – wird auf einem Plakat von roten Kussmündern verunstaltet neben dem Slogan “Ich bin Öffi für alles” abgebildet.
Die Urteilsbegründung ist auf www.werbewatchgroup-wien.at zu finden. Die Beschwerde gegen das Plakat wurde von den NEOS eingebracht. Die Parteivorsitzenden der Grünen sowohl auf Bundesebene als auch in Wien sind Frauen, was der Causa zusätzliche Brisanz verleiht.
Sexismus ist eine Methode der herrschenden Kapitalistenklasse, um die ArbeiterInnenklasse zu spalten. Die Grünen sind Teil der bürgerlichen Parteienmaschinerie, daher ist der gegenständliche “Plakatskandal” nicht verwunderlich. Fraglich ist aber, ob ausgerechnet die dem Liberalismus verschworenen NEOS hier die Vorkämpfer einer weniger ausbeuterischen, weniger sexistischen Politik sind – oder ein gaggig gemeintes Plakat der Grünen, die potenziell im gleichen Milieu Stimmen fischen wie die Pink-Partei, zum Vorwand genommen haben, um selbst in die Schlagzeilen zu kommen.
Vor allem aber muss man sich fragen: Ist ein verunglücktes Wahlplakat der Grünen die Aufregung wert, während sich an den Grenzen und auf den Bahnhöfen unbeschreibliche Szenen des Elends und der Verzweiflung abspielen?
Jedenfalls wird erst eine sozialistische Gesellschaft Schluss machen mit Ausbeutung und Unterdrückung, mit Sexismus, Homophobie uns Rassismus.