Am 2. Oktober 2023 traten die Arbeiter*innen bei Tyrolit in San Luis in den Streik. Nach wochenlangen Versammlungen und Appellen an die Unternehmensleitung hatten die Arbeiter am 7. September in einer Betriebsversammlung beschlossen, die Arbeit niederzulegen. Der Streik ist unbefristet. Es sei hervorgehoben, dass dieser Kampf auf lokaler Ebene begann. Die Führung der Gewerkschaft AOMA (Argentinische Bergarbeitervereinigung) erklärt, dass sie die Kampfmaßnahme unterstützt. Diese Gewerkschaftsbürokratie, die von Héctor Laplace geleitet wird, ist dafür verantwortlich, dass die Bosse seit Jahren die mageren Vereinbarungen, die sie in den Tarifverträgen aushandeln, immer wieder mit Füßen treten.Das „Programm für Arbeitsbeziehungen auf Provinzebene“ (das frühere Arbeitsministerium) erließ umgehend einen obligatorischen Schlichtungsbeschluss, wodurch der Streik aufgehoben und die Unternehmer noch eine Weile geschützt werden konnten. Nachdem die Frist abgelaufen war, nahmen die Arbeiter den Streik heute wieder auf.
Und das sind die Forderungen der argentinischen Kolleg*innen:
In unserer Eigenschaft als Gewerkschaftsdelegierte und Arbeiter*innen: Wir wenden uns an Sie, um angesichts der wirtschaftlichen Ungewissheit, die unser Land aufgrund eines absolut unkontrollierten Inflationsprozesses durchmacht, sowie der Fluktuation des Dollars, die einen übermäßigen Anstieg der Lebenshaltungskosten unserer Gehälter mit sich bringt, unsere Besorgnis auszudrücken. Wir fordern die Aktualisierung der Posten des Gesetzes 26. 341 um 50 % sowie die Erhöhung der Verpflegungszulage um 50 %, um die Kaufkraft zurückzugewinnen und unsere Gehälter und damit die Lebensqualität der Arbeit*erinnen und ihrer Familien zu verbessern”.
Das Gesetz 26.341 legt fest, dass die Beträge für Essensgutscheine, Transportkarten, Essensgutscheine und Essensboxen schrittweise und gestaffelt als Teil des Gehalts in eine Vergütung umgewandelt werden und dass dies direkte Auswirkungen auf die Sozialversicherungsbeiträge, das Sozialfürsorgesystem und die Rentenbeiträge hat.
Am 6.Oktober fand ein Protestmarsch der Tyrolit-Belegschaft durch San Luis statt. Das Werk beschäftigt etwa 130 Arbeiter. Etwa 80 Arbeiter nahmen an dem Marsch teil, andere blieben in der Fabrik, einige wenige hielten sich fern. Vor dem Tyrolit-Standort sammelten sich mehrere Delegierte von Bergbauunternehmen – von “La Calera”, “Tilisarao”, “Concarán”. Einige von ihnen gehören dem Vorstand der AOMA (Argentinische Bergarbeitervereinigung) an.
Tyrolit stellt in San Luis Trenn- und Schleifscheiben sowie Fächerschleifscheiben her, die Teil der Schleifmittellinie des Konzerns sind. Das Unternehmen besitzt noch ein weiteres Werk in der Provinz Buenos Aires. Das Unternehmen ist Teil der mächtigen Swarovski-Gruppe, die sich mehrheitlich im Besitz des österreichischen Kapitals befindet. Swarovski kann auf eine lange Geschichte von Angriffen auf die Arbeiter*innenbewegung zurückblicken, vor allem auf die dokumentierte Zusammenarbeit mit dem Nazi-Regime in Österreich und Deutschland. Die Eigentümerfamilie bereicherte sich an der militaristischen Politik des Dritten Reiches, indem sie Komponenten, Maschinen und Werkzeuge für den Ausbau des deutschen Imperialismus herstellte.
Der Kaderkern des CoReP in Argentinien erklärte in einem Flugblatt: „
Wir unterstützen den Kampf der Tyrolit-Arbeiter*innen und fordern die AOMA-Führung auf, eine Versammlung und einen unbefristeten Streik im Werk in Buenos Aires einzuberufen. Verbale Unterstützung ist nutzlos, sie zeigt nur die Komplizenschaft dieser verzopften Bürokratie, die die Produktion in diesem Werk am Laufen hält, indem sie den Streik der Genoss*innen boykottiert. Das ist dieselbe Bürokratie, die die Maßnahmen des IWF, der Bosse und der nationale Regierung mitmacht. Die tiefe Krise, die wir in Argentinien erleben, wird sich verschärfen. Die Angriffe durch Abwertung, Inflation, weitere Arbeitsreformen, Zölle, Arbeitsplatzunsicherheit sind der “Preis”, den uns die Bourgeoisie aufbürdet. Währenddessen singen uns die „Arbeiter*innenführer“, die sie verteidigen, das Lied vom “sozialen Frieden”, der nicht mehr und nicht weniger ist als Frieden für den Staat, die Bosse und Banker und Gewalt gegen die Arbeiter*innen.
Als Arbeiter*innen müssen wir uns unabhängig von den herrschenden Regierungen, den Bossen und der Bürokratie organisieren. Wir müssen die Arbeiter*innenorganisationen wieder in unsere eigenen Hände nehmen und die Kompliz*innen und Partner*innen der Ausbeutung und Unterdrückung loswerden.
- Es ist Zeit zu kämpfen!
- Arbeiter*inneneinheit!
- Streik und Mobilisierung, für eine Lohnerhöhung in Höhe des Grundwarenkorbs!
- Nein zum IWF, nein zu Sparmaßnahmen, nein zur Repression!
- Für eine Einheitsfront der Arbeiter*innenorganisationen, die sich von der Basis aus organisieren und mit unseren historischen Methoden der direkten Aktion kämpfen!
- Für den Aufbau einer revolutionären Partei der Arbeiter*innenklasse, wir kämpfen für den Kommunismus!
- Treten wir in den Streik, entschlossen, zu siegen!
Es ist wichtig, dass österreichische Arbeiter*innen, Betriebsräte und Gewerkschaften den Kampf der Kolleg*innen in San Luis solidarisch unterstützen. Ein Unterstützungskonto wurde bereits eingerichtet:
Guillermo Diego Almiron
CVU: 00000031000540647655 88