Die Coronakrise hat dramatisch gezeigt: Das Gesundheitswesen ist – nicht nur in Österreich – selbst der Patient. Über Jahre hinweg haben Regierungen im Gesundheitsbereich eingespart. Die Zahl der Betten wurde reduziert, Privatisierungen gefördert, in Österreich hat die Kurz/Strache-Regierung 2018 aus „Kostengründen“ die Generaldirektion für öffentliche Gesundheit beseitigt. Mit fatalen Folgen ab Februar 2020, dem Bekanntwerden der Corona-Pandemie.
Gleichzeitig wurde nichts getan, um die Situation der Beschäftigten im Gesundheitsbereich zu verbessern. Da geht es nicht nur um höhere Löhne – es geht um kürzere Arbeitszeiten, um humane Dienstpläne, die auf die individuelle Lebenssituation der Beschäftigten (Alleinerzieher*innen) Rücksicht nehmen, um psychologische Betreuung von Pflegekräften und ärztlichem Personal, die oft mit Situationen, die über Leben und Tod entscheiden, zu tun haben.Es geht um Geld für die Ausbildung des jungen Pflegepersonals, die Verbesserung der Situation in den Pfleger*innenheimen, die Bereitstellung von Schutzkleidung, Masken usw.
Die Kolleginnen und Kollegen im österreichischen Gesundheitswesen haben während der Coronakrise um einen hohen persönlichen Preis die gesamte Gesellschaft am Leben erhalten. Sie selbst waren einer erhöhten Ansteckungsgefahr ausgesetzt, haben teilweise buchstäblich bis zum Umfallen gearbeitet, haben schwere psychische Traumata erlitten – der Dank waren schöne Worte des mittlerweile abhanden gekommenen Bundeskanzlers Kurz. Während Konzerne, die wissen, wie man Steuern spart (und damit auch dem Gesundheitsbereich die Mittel wegfrißt), mit „Coronahilfen“ in Milliardenhöhe gefüttert wurden, haben die Beschäftigten im Gesundheitsbereich durch die Finger geschaut.
Sagen wir es doch, wie es ist: Das Gesundheitssystem geht uns – Arbeiter*innen, Angestellte, Arbeitslose, Studierende, Jugendliche, Pensionist*innen – alle an. Und darum müssen wir alle mit dem Pflege- und ärztlichen Personal, aber auch mit den Reinigungskräften!, im Gesundheitsbereich solidarisch sein.
Dass heute Mitarbeiter*innen aus allen Bereichen – öffentliche, kommunale, private – auf die Straße gehen, ist ein wichtiger Schritt. Er darf nur nicht die Ausnahme sein, und es müssen weitere Schritte folgen!
- Einheit und Solidarität – das sind die nichtverschreibungspflichtigen Medikamente zur Behandlung der Spitals- und Pflegemisere.
- Statt Aufspaltung der gewerkschaftlichen Vertretung auf viele Gewerkschaften (younion, vida, GPA, GÖD…) – eine einzige echte Gesundheitsgewerkschaft für alle im Gesundheitsbereich tätigen – von der Reinigungskraft bis zum Oberarzt.
- Wahl der Gewerkschaftsfunktionäre und Entscheidung über Forderungen und Kampfmaßnahmen durch demokratische Urabstimmungen bei Betriebsversammlungen!
- Zusammenarbeit zwischen dieser einheitlichen, nach dem „Industriegruppenprinzip“ organisierten demokratischen Gewerkschaft mit Basisinitiativen des Pflegepersonals – statt Konkurrenz untereinander – Zusammenhalt und gemeinsamer Kampf!
Woran scheiterte und scheitert die Durchsetzung der Forderungen des medizinischen Personals? Daran, dass die Beschäftigten im Pflegebereich aus Verantwortungsgefühl nicht streiken oder Dienst nach Vorschrift machen (können), weil sie um Gesundheit und Leben der ihnen anvertrauten Patient*innen fürchten. Aber: Arbeiten bis zum Umfallen oder bis zum Burnout ist auch keine Option. Kampfmaßnahmen in Bereichen, die nicht Akut- oder Intensivhilfe erfordern, können durchaus Wirkung zeigen. Natürlich würden diverse Gratisskandalblätter, genau wie “Qualitätszeitungen”, Schmutzkübel über Streikende im Gesundheitsbereich ausschütten. Hier müssten die Interessensvertretungen der Lohnabhängigen – Gewerkschaften, Parteien und Organisationen der Arbeiter*innenbewegung – zusammenhalten und ihre Mitglieder zur Solidarität mit den Kolleg*innen im Pflegebereich aufrufen.
Es ist Pflicht aller Gewerkschaftsorganisationen, aller innerbetrieblichen Vertretungen, das Pflegepersonal solidarisch zu unterstützen. Sie pflegen uns – kämpfen wir mit ihnen gemeinsam für ihre Interessen!
So, wie es keine Schande ist, sich helfen zu lassen, wenn man gesundheitliche Probleme hat, ist es erst recht keine Schande, sich für andere als die eigene Berufsgruppe einzusetzen.
Das heißt aber auch: Den Kampf gegen ein Gesellschaftssystem zu führen, in dem die Profite Einzelner vor das Wohlergehen Aller gestellt wird. Die Coronapandemie mit ihren Folgen – steigende Arbeitslosigkeit, Inflation, psychische Zerrüttung bei Kindern und Jugendlichen – und der Krieg in der Ukraine zeigen, wohin eine Ordnung führt, welche die egoistischen Bedürfnisse einer kleinen Klasse der Gesellschaft verteidigt.
Alle gemeinsam für ein öffentliches, qualitativ hochwertiges Gesundheitssystem!
Alle gemeinsam für mehr Gesundheitspersonal, Arbeitszeitverkürzung und höhere Löhne!
Alle Arbeiter*innen, Angestellten, Lohnabhängigen – unterstützt das Gesundheitspersonal und seine Forderungen!
Nur gemeinsam können wir etwas ändern!