“Dont’t Gas Africa!”

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Wissenschaftliche Studien belegen, dass die menschengemachte Erderwärmung zu einer Fülle von Katastrophen wie Dürren, Ernteausfällen, Waldbränden, Artensterben, Überschwemmungen, Überflutungen von Küstengebieten u. a. führt. Angesichts der Faktenlage dürfte davon ausgegangen werden, dass die Menschheit alles dafür tut, um den von ihr verursachten Treibhausgasausstoß zu reduzieren.

Doch der herrschende Kapitalismus ist kein auf Humanität und Logik, sondern auf Profitbesessenheit aufbauendes Wirtschafts- und Gesellschaftssystem. So dominieren die geopolitischen Spannungen zwischen den großen imperialistischen Blöcken USA und den europäischen Imperialismen auf der einen und China und Russland auf der anderen Seite die Überlegungen der weltweiten Energiepolitik.

Die EU möchte so rasch wie möglich ihre Abhängigkeit vom russischen Erdgas reduzieren. Auch das aus den USA importierte Flüssiggas ist nicht die Lösung, da die Tankerkapazitäten extrem begrenzt sind und keine Entlastung in Sicht ist. Zudem gerät das mit der Frackingmethode gewonnene US-Gas durch seine Umweltschädlichkeit immer mehr in Verruf. In den Fokus der Begehrlichkeiten gelangt dabei immer mehr Afrika. Von den etwa 1,3 Mrd. Afrikaner*innen ist etwa die Hälfte ohne Stromversorgung. In Afrika wohnt ein Sechstel der Weltbevölkerung, das 6 % des weltweiten Energiebedarfs benötigt und 3 % der globalen Treibhausgasemissionen verursacht. Auch ohne die Begehrlichkeiten der EU bedingt das enorme Bevölkerungswachstum des schwarzen Kontinents einen wachsenden Energiebedarf.

Bei den Plänen, die Gasförderung in Afrika zu steigern, handelt es sich seitens der EU keineswegs um kurzfristige Zwischenlösungen zur Überbrückung des Embargos gegen Russland. So rechnet der BP Konzern mit einer Steigerung der Erdgasförderung in Afrika um 80 % bis 2035. Von der Entdeckung eines Gasfelds bis zum Beginn der Förderung dauert es durchschnittlich 12 Jahre. Algerien will die Erdgasförderung in den nächsten 4 Jahren verdoppeln. Dabei ist gerade Algerien – wie andere afrikanische Staaten auch – mit seinen ausgedehnten Wüstenflächen und langen Küsten ein ideales Land für die Entwicklung von Sonnen- und Windenergie.

Im Kapitalismus, dem Wirtschafts- und Gesellschaftssystem der Profitzwänge und der Skrupellosigkeit, sind Logik und Sinnhaftigkeit keine Entscheidungskriterien. Daher trafen einander in Wien Ende März 2023 Vertreter*innen von Gaslobby, Banken und Regierungen, um vor allem über die Entwicklung und Aufteilung des Gasmarktes in Afrika zu beraten.

Doch der Widerstand wächst und die Klimabewegung nimmt eine zunehmend antikapitalistische Haltung ein. Tausende Menschen demonstrierten am Wiener Stephansplatz und die Zufahrt zur OMV in Mannswörth wurde blockiert. Immer mehr Menschen erkennen, dass der Kapitalismus das große Hindernis auf dem Weg zur Klimagerechtigkeit ist. Die Profitlogik des Kapitalismus akzeptieren heißt weitgehendere Reformen unmöglich machen. Deshalb sind auch viele Vorschläge aus der “Umweltbewegung” zum Scheitern verurteilt: sie glauben, den Kampf gegen die Naturzerstörung und die Ausbeutung der Ressourcen innerhalb dieses Systems verwirklichen zu können. Nur eine völlig neue Wirtschafts- und Gesellschaftsform ohne Profitzwang wird die notwendigen Maßnahmen zum Stopp der Erderwärmung treffen können.

Eine solidarische, sozialistische Gesellschaft wird eine pragmatische Herangehensweise an gesellschaftlich relevante Fragen bevorzugen. So könnte zum Beispiel Erdgas

Erdgas im unbedingt notwendigen motorisierten Individualverkehr sowie in Kraft-Wärme-Kopplungskraftwerken als Übergangstechnologie bis zum ausreichenden Ausbau erneuerbarer Energieformen weiter zum Einsatz kommen.