8. März 2022: Arbeiterinnen, organisiert euch für den Weltsozialismus!

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In allen Ländern hat sich die Lebenssituation der arbeitenden Frauen durch die Wirtschaftskrise 2020/21 und die COVID-Pandemie, die noch nicht ausgestanden ist, verschlechtert. Arbeitslosigkeit, Unsicherheit, inflationsbedingter Kaufkraftverlust, erschwerter Zugang zu angemessenem Wohnraum und die Verschlechterung der öffentlichen Dienstleistungen sind Geißeln, welche die gesamte Arbeiterklasse betreffen. Sie sind jedoch für weibliche Arbeiter insgesamt akuter, da sie bei diesen von einer Situation größerer Unsicherheit und niedrigerer Löhne ausgehen.

Darüber hinaus leiden Frauen nach wie vor unter den Auswirkungen der sozialen Unterdrückung durch das patriarchalische System, die von den Priestern aller Religionen gestützt wird. In vielen Gebieten bestehen weiterhin rechtliche Ungleichheiten gegenüber Männern, Genitalverstümmelungen, das Verbot von Empfängnisverhütung und Abtreibung. Überall zwingt der männliche Chauvinismus den Frauen zusätzliche Hausarbeit und die Pflege von Kindern, Kranken und Angehörigen auf. Frauen sind Opfer sexualisierter Gewalt – als Migrantinnen, durch zahlreichen Bürgerkriege (Birma, Jemen…) oder Invasionen (Jemen, Ukraine…). Missbrauch und sexistische Morde werden weiterhin auch in Ländern begangen, die sich selbst als “sozial fortschrittlicher” betrachten.

In einigen Ländern (auch in den USA) gibt es Unternehmen, die “Farmen” mit armen Frauen betreiben, die Kinder für den weltweit Bestbietenden gebären. Bevorzugte Opfer globaler Menschenhandelsnetze für Prostitution und Sklavenarbeit sind Frauen und Mädchen (65 % der insgesamt aufgedeckten Fälle laut dem UN Global Report on Trafficking in Persons 2020). Der kapitalistische Horror kennt keine Grenzen bei der Kommerzialisierung von Allem, auch von Menschen, insbesondere von Frauen.

Der Machismo ist ein gutes Geschäft für die vom Kapital beherrschte Gesellschaft: Er spaltet die Arbeiter*innenklasse, er drückt die Löhne, er lenkt die persönliche Wut auf einen schwachen Sündenbock, anstatt auf die Macht der Ausbeuter*innen. Alle Religionen rechtfertigen dies, indem sie die Frauen mit großem Aufwand zur doppelten Unterwerfung erziehen – gegenüber dem Boss und gegenüber den Männern.

Deshalb sind die Verbesserungen, die in mehr als einem Jahrhundert erreicht wurden, nicht vom Himmel gefallen oder Ergebnis der Großzügigkeit der Herrschenden. Sie waren das Ergebnis wichtiger Kämpfe, die in den Klassenkampf des bewussten und organisierten Proletariats eingebettet waren. Die Pariser Kommune (1871) und die Russische Revolution (1917) haben die arbeitenden Frauen zum Subjekt der Geschichte und ihre vollständige Befreiung zu ihrer Aufgabe gemacht und für die Zukunft große Errungenschaften zu Meilensteinen gemacht, die erst viel später mit großen Anstrengungen und teilweise in einigen Ländern erreicht wurden: rechtliche Gleichstellung, politische Rechte, Gewerkschaftsfreiheit, Gleichstellung von ehelichen und außerehelichen Kindern, das Recht auf Abtreibung, Sorgerecht und Schutz der Kinder.

Während das revolutionäre Russland 1917 das erste Land der Welt war, in dem die Abtreibung legalisiert und in die Hände der öffentlichen Gesundheitsfürsorge gelegt wurde, hat es in Spanien, Argentinien oder Kolumbien in den letzten Jahren enorme Mobilisierungen erfordert, um dies zu erreichen. Und in allen Ländern, in denen sie legal ist, wird die Abtreibung (z.B. USA, Polen), wie viele andere soziale Errungenschaften, von den reaktionärsten bürgerlichen Kräften ständig in Frage gestellt. Die Lage der Frauen hat sich besonders in den Städten Afghanistans massiv verschlechtert.

Der heutige bürgerliche und kleinbürgerliche Feminismus glaubt jedoch, wie der Feminismus von vor einem Jahrhundert, keine Klassenunterschiede zu kennen, und geht von der “Einheit” aller Frauen aus. So können sie bequem mit der kapitalistischen Ausbeutung leben und davon träumen, dass mögliche Reformen nicht bei der ersten Verschiebung des Kräfteverhältnisses zwischen den Klassen gefährdet sind.

Mit Eleanor Marx, Clara Zetkin, Alexandra Kollontai, Rosa Luxemburg, Inessa Armand und vielen anderen Revolutionärinnen sagen wir es deutlich:

Was wollen die Feministinnen? Die gleichen Privilegien, die gleiche Macht, die gleichen Rechte in der kapitalistischen Gesellschaft, die ihre Ehemänner, Väter und Brüder jetzt haben.

Was wollen die Arbeiterinnen? Abschaffung aller durch Geburt oder Reichtum bedingten Privilegien. Der Arbeiterin ist es egal, wer der “Herr” ist, ein Mann oder eine Frau. Nur gemeinsam mit ihrer ganzen Klasse kann sie ihre Stellung als Arbeiterin verbessern (Frauentag, Alexandra Kollontai, 1913, Marxistisches Internet-Archiv).

Um die Unterdrückung der Frauen für immer zu beenden, ist es notwendig, den Klassenkampf gegen das Kapital zu führen und für eine Gesellschaft zu kämpfen, deren wirtschaftliche Grundlagen nicht das Privateigentum an den Produktionsmitteln und die Ausbeutung einer Klasse durch eine andere sind. Dazu müssen sich die Arbeiterinnen organisieren, sich am Aufbau der Arbeiter*innenpartei beteiligen, welche die Revolution anführen und alle Privilegien aufgrund von Geburt oder Reichtum abschaffen wird.

  • Für die vollständige rechtliche Gleichstellung von Frauen in allen Ländern.
  • Verteilung der Arbeit auf alle, durch Verkürzung der Arbeitszeit ohne Lohnsenkung, bis die Arbeitslosigkeit beseitigt ist. Gegen prekäre Arbeit. Wirkliche Lohngleichheit zwischen Männern und Frauen.
  • Automatische Wiederherstellung der durch die Inflation verlorenen Kaufkraft. Löhne, Sozialleistungen und Renten, die allen Arbeitnehmern ein angemessenes Leben ermöglichen.
  • Angemessene, kostenlose und qualitativ hochwertige öffentliche Dienstleistungen für Arbeiter beiderlei Geschlechts beim öffentlichen Transport von und zur Arbeit, der Kinderbetreuung und der Pflege von Kranken und Pflegebedürftigen.
  • Angemessener Wohnraum für alle Arbeiter*innen.
  • Sofortige Beseitigung aller Religion aus den Schulen. Für ein einheitliches, öffentliches, säkulares, kostenloses und koedukatives Schulsystem. Für eine wissenschaftliche Sexualerziehung, die auf Liebe und Respekt für die eigene sexuelle Freiheit und die der anderen beruht, unabhängig von der eigenen Orientierung.
  • Gegen jede direkte oder indirekte Finanzierung der verschiedenen Religionen.
  • Gegen alle Arten von Genitalverstümmelung. Kostenlose und unentgeltliche Empfängnisverhütung, Abtreibung als Lesitung des öffentliche Gesundheitssystems. Für eine öffentliche, allgemeine, kostenlose und säkulare Gesundheitsversorgung. Achtung und angemessene medizinische Behandlung spezifisch weiblicher Pathologien und Krankheiten. Kostenlose Menstruationsprodukte.
  • Verbot und Kriminalisierung der Zuhälterei. Verbot der Leihmutterschaft (Tragemutterschaft).
  • Für das Recht auf freien und sicheren Grenzübertritt für alle Arbeiter*innen und Jugendliche in Ausbildung.
  • Gegen sexistische Justiz und mediale Lynchjustiz jeglicher Art. Weg mit allen reaktionären Richter*innen. Für ein wirklich demokratisches, nicht-sexistisches Justizsystem, in dem die Richter*innen von Arbeiter*innenräten gewählt und entlassen werden können. Für die Selbstverteidigung von Frauen gegen sexistische Gewalt.
  • Für eine Arbeiter*innenregierung mit dem Ziel einer klassenlosen Gesellschaft ohne Ausbeutung und Unterdrückung. Für den internationalen Sozialismus.

8. März 2022

Kollektiv Permanente Revolution ( Frankreich, Österreich, Spanischer Staat, Türkei)