Solidaritätsinitiative der GKK

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Helfen wir der Ameise!

Krise? Das Wort kennen wir doch aus den Nachrichten. Und es klingt ungut. Reden wir doch von was anderem. Wellness. Wie wir uns gesund ernähren können. Reden wir von den Kindern, die leider schon wieder mehr als ihr Taschengeld für Markenklamotten ausgegeben haben. Ach, gehen wir einfach ins Kino und schauen uns den neuesten Blockbuster an – das lenkt ab von den Grauslichkeiten da draußen.

1.300 Kilometer entfernt, in der griechischen Hauptstadt Athen, hier in Europa, wissen die Menschen sehr genau, was Krise bedeutet. Für viele ist die gesündeste Ernährung überhaupt irgendeine Ernährung – in einem Land mit einer durchschnittlichen Arbeitslosenrate von 30 % bei Erwachsenen und 60 % bei Jugendlichen. In Athen alleine sind täglich 50.000 Menschen auf Suppenküchen angewiesen. Denn in den Abfalleimern finden sich keine Nahrungsreste mehr, von denen man sich und seine Angehörigen ernähren könnte.

Im angeblich zivilisierten Europa brechen Kinder, so sie überhaupt noch in Schulen gehen können, mit Hungerkrämpfen zusammen oder fallen in Ohnmacht. Schulen sind aber ohnehin eine Seltenheit: Die Lehrer und Lehrerinnen bekommen keine Gehälter ausbezahlt, Lehr- und Lernmittel sind unleistbar, für die Schulen gibt es kein Heizmaterial.

Das Gesundheitswesen ist am Ende. Das staatliche Gesundheitssystem wurde kaputt gespart. Selbstbehalte schließen Menschen von jeder ärztlichen Versorgung aus, die ihr ganzes Leben gearbeitet haben. Aber: Die Selbstmordrate steigt. Verzweiflung, Angst vor der Delogierung, Scham über die Armut treibt die Älteren, Perspektivlosigkeit und die Angst vor einer noch schlimmeren Zukunft treibt die Jungen in den Tod.

Aber auch und gerade in der Krise gibt es etwas, das den Menschen Hilfe und Mut gibt: DIE SOLIDARITÄT!

In ganz Griechenland sind während der Krise von unten her, aus politisch bewussten Teilen der Bevölkerung, aus Gewerkschaftsinitiativen, auf Anregung von Parteien und Organisationen, Komitees und Initiativen entstanden, welche die materielle und geistige Not der Menschen bekämpfen – egal, ob sie Griechinnen und Griechen, Migrantinnen und Migranten, mit oder ohne Ausweis sind. In Thessaloniki betreut die „Klinik der Solidarität“ kostenlos mit freiwilligem Personal – Ärzte, Pfleger, Helfer – kranke Menschen. Im Norden Griechenlands organisieren ältere Jugendliche Schulstunden für kleinere, unter Mithilfe von arbeitslosen Lehrern und Erwachsenen, welche den Kindern praktisches Wissen vermitteln. Alle diese Initiativen müssen sich gegen Schikanen der Behörden und Angriffe der Nazis des „Goldenen Morgengrauens“ verteidigen, denen diese Solidarität von unten, über ethnische und sonstige Grenzen hinweg, ein Dorn im Auge ist.

 Die Ameise – fleißig an der Arbeit!

 In Athen ist in einem Arbeiterbezirk 2012 das soziale Netzwerk To Mirmigi (Die Ameise) entstanden. Wie die Ameisen tragen die freiwilligen Mitarbeiter zusammen, was gebraucht wird: Lebensmittel, Kinderkleidung, Windeln, Heizmaterial; im Lokal von To Mirmigi geht es zu wie in einem Ameisenhaufen: Ständig kommen und gehen Menschen, bringen Spenden oder bitten um Hilfe. Und es gibt gratis Kinderbetreuung, Sprachunterricht für Kinder, Rechtsberatung für Migrantinnen und Migranten, Lesungen, eine Volksbibliothek und einmal im Monat einen Filmabend.

Zur Zeit betreut To Mirmigi rund 450 Familien (etwa 1.000 Personen), die alle 14 Tage einen Sack mit Grundnahrungsmitteln (Milch, Reis, Zucker, Teigwaren, Mehl und Gemüse) sowie einen halben Liter Öl bekommen – wenn die Ameise das hat. Sie können sich auch Kleidung und Decken holen. Im Gegenzug helfen die Unterstützten mit, vor Supermärkten Lebensmittelspenden zu sammeln. Für Schüler gibt es Gratisunterricht, weiters werden Direktmärkte organisiert, bei denen die Bauern direkt an die Konsumenten und damit billiger als über den Zwischenhandel verkaufen – drei Prozent des Erlöses gehen in Naturalien an die Ameise, die dadurch wiederum Arme unterstützen kann.

Das größte Problem für die Ameise sind Babynahrung und Windeln. To Mirmigi unterstützt zur Zeit rund 100 Babys und 20 schwangere Frauen. Jetzt, vor Weihnachten, herrscht auch großer Bedarf an Spielzeug. Gesucht werden auch Matratzen und Betten, weil viele Menschen, deren Hausrat gepfändet wurde, auf dem Boden schlafen müssen.

Weil die Ameise allen hilft, hat sie sich den Hass der Faschisten im 6. Bezirk zugezogen. Am 12. Juli verübten sie einen Brandanschlag auf das To-Mirmigi-Zentrum in Kypseli. Die Nazis des Goldenen Morgengrauens versuchen, mit „völkischen“ Massenausspeisungen („Nur für Griechen!“) einen Keil zwischen griechische und migrantische Werktätige und Arbeitslose zu treiben und sich als „Freunde des Volkes“ zu gebärden, während sie mörderische Angriffe auf Sozialeinrichtungen, Ausländer, Gewerkschafter und Aktivisten der Arbeiterbewegung durchführen, mit stillschweigender Duldung und/oder Komplizenschaft des faschistisch verseuchten Polizeiapparates.

Wir von der Gruppe Klassenkampf haben immer gesagt: Solidarität ist mehr als große Worte! Daher rufen wir dazu auf, die Ameise in Athen zu unterstützen. Wir wissen: To mimirgi ist „nur“ ein Projekt unter vielen; aber wer die unbestreitbare Tatsache, dass wir nicht allen Menschen helfen können zum Vorwand nimmt, um überhaupt niemandem zu helfen, soll einmal darüber nachdenken wo er oder sie einmal hingehen wird, wenn es eng wird.

Denn Griechenland ist gar nicht so weit weg. Wie in Griechenland sollen auch in Österreich die „unten“ für die Krise der Reichen zahlen. Immer mehr arbeiten, weniger Lohn, längere Lebensarbeitszeit, eingefrorene Pensionen… auch bei uns sind immer mehr Menschen ohne Arbeit, die Armut ist da, aber noch wird sie gut versteckt.

Es ist eine Tatsache: Diejenigen, die selbst nicht viel haben, sind meistens diejenigen, die am großzügigsten anderen „Habenichtsen“ helfen. Wir nennen das Klassensolidarität – die Hilfe von Arbeiter zu Arbeiter, von Kollegen zu Kollegen, ob mit oder ohne Arbeit.

Unsere Hilfe ist keine Bankenrettung, keine Begleichung der Schulden, welche die griechischen Reeder und Immobilienhaie bei den ausländischen (meistens deutschen) Banken gemacht haben. Unsere Hilfe geht direkt an die Opfer der Krise, die neben dem Elend auch noch die Beleidigung als „faule Griechen“ hinnehmen müssen.

Also – helfen wir der Ameise!

Geldspenden an:

DFA / LabNetAu Konto Nr.: 92093867 / BAWAG-PSK BLZ 14000

Verwendungszweck: Ameise

IBAN:AT666000000092093867

BIC: OPSKATWW

Für Sachspenden bitte die Gruppe Klassenkampf kontaktieren:

gruppe.klassenkampf@gmail.com