Redebeitrag Februargedenken 17.2.2019

Liebe Genossinnen und Genossen,

es jährt sich heuer zum 85. Mal, dass die internationale Arbeiterbewegung der proletarischen Opfer der Februarkämpfe des Jahres 1934 in Österreich gedenkt. Österreich war das erste Land, in dem sich Arbeiter gegen die faschistischen Angriffe mit der Waffe in der Hand zur Wehr gesetzt haben. Der Februar 1934 war der Schlusspunkt in einer 15-jährigen Niederlagenserie der österreichischen Arbeiterbewegung – verursacht durch das Zurückweichen und den Verrat seiner Führung:

  • 1919 durch die Beteiligung an der Errichtung der bürgerlichen Demokratie
  • 1927 beim Justizskandal nach den Morden von monarchistischen Frontkämpfern an Arbeitern in Schattendorf
  • 1933 bei der Ausschaltung des Parlaments und dem Verbot der Arbeiterorganisationen

– um nur die prägendsten Ereignisse zu nennen.

Karl Münichreiter, einer der bekanntesten Februarkämpfer, hat in einem Brief an seine Familie aus der Todeszelle „Einer muss es sein.“ geschrieben und damit seine bevorstehende Hinrichtung gemeint, die dem austrofaschistischen Regime als Abschreckung des antifaschistischen Widerstands dienen sollte. Der bewaffnete Kampf ist die radikalste, jedoch nicht einzige Form von Klassenauseinandersetzungen. Der Kampf gegen die Politik der aktuellen österreichischen Bundesregierung – einer Koalition aus den Nachfolgeparteien der Christlich-Sozialen Partei und der Großdeutschen Volkspartei der 1. Republik – findet auf unterschiedlichen Ebenen statt: Wenn es etwa gilt, die Forderung nach Lohnerhöhungen in Betriebsversammlungen und Streiks zu unterstützen, wenn Menschen im eigenen Umfeld davon überzeugt werden können, dass nicht alle Geflücheten kriminell sind und die Kriminalität unter Geflüchteten soziale Ursachen hat; wenn es um Solidarität mit Minderheiten wie etwa Mindestsicherungsbeziehern oder Homosexuellen geht; wenn es gilt, eine von der Arbeiterbewegung selbstverwaltete Sozialversicherung sowie ein solidarisches Gesundheits- und Pensionssystem zu verteidigen und dafür an Demonstrationen teilzunehmen und Propaganda zu betreiben.

Dann, ja dann ist aus dem „Einer muss es sein.“ des Karl Münichreiter ein „Ich will es sein.“ geworden, sind wir bereit, seine und die Ideen seiner Mitstreiter weiter zu tragen und unseren Beitrag für eine bessere, eine sozialistische Zukunft zu leisten.